Pressemitteilung vom 12.02.2023

im Bild v.l.n.r:  Vorstandsmitglieder der BI, Martin Ahlborn und Thorsten Schäfer, Staatssekretär Matthias Heidemeier im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW
im Bild v.l.n.r: Vorstandsmitglieder der BI, Martin Ahlborn und Thorsten Schäfer, Staatssekretär Matthias Heidemeier im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW

Absolutes Halteverbot innerhalb der Ortschaften auf der Atommüll - Route

Das ist eines der Ergebnisse in der Ausarbeitung „Fachgutachterliche Stellungnahme zur verkehrstechnischen Anbindung des Logistikzentrums Konrad in Würgassen an Straße und Schiene“, welche die Fachagentur RegioConsult am 7.2.23 den betroffenen Bürgermeistern, Landkreisen und der Bevölkerung vorstellte. Das drohende Halteverbot stellt eine massive Einschränkung für die betroffenen Anwohner sowie die Gewerbetreibenden dar, und wird die Kommunen bei der Umsetzung vor eine schwierige Aufgabe stellen.

 

Die BGZ hatte bislang ungeachtet der vielen notwendigen Ortsdurchfahrten bei den fünf vorgeschlagenen Verkehrsrouten keine derartigen Einschränkungen bekanntgegeben. Vielmehr hatte die Gesellschaft des Bundes über von ihr beauftragte Gutachten dargestellt, dass der gesamte logistische Prozess problemlos abgebildet werden könne. Dabei wäre auch die Strahlenbelastung der betroffenen Bevölkerung gering, da die Transporte nur „vorbeirollen“.

 

Das von einem „Vorbeirollen“ der Transporte augenblicklich so nicht die Rede sein kann, ist der ortsansässige Bevölkerung schon immer klar gewesen. In den engen Ortsdurchfahrten ist durch die parkenden Fahrzeuge nur ein „Stopp and Go“ Verkehr möglich, an Tagen der Müllabfuhr hat man mit Passierzeiten von bis zu 15 Minuten zu rechnen. Neben den ohnehin schon hohen und unfallträchtigen Ortsdurchfahrten wird sich diese Situation durch die zusätzlichen Atommülltransporte verschärfen.

 

Zudem entpuppt sich der von BGZ angekündigte überwiegende Schienentransport immer mehr als unrealistisch. Im Zeitraum von November 2022 bis Februar 2023 war die Bahnstrecke durch vier Unfälle und zwei Instandsetzungen nicht nur stundenweise, sondern teilweise wochenlang funktionsuntüchtig. Dieses Szenario wird sich nach der geplanten LoK Inbetriebnahme 2027 verschärfen. Laut Stellungnahme des Gutachters Wulf Hahn sind eine Vielzahl der Brücken- und Tunnelbauwerke entlang der einspurigen Sollingbahn sanierungsbedürftig. Die Instandsetzung der Bahnstrecke wird zu einer Verlagerung der Transporte auf die Straße führen. Aktuelles Beispiel ist die notwendige Sanierung des Ertinghäuser Bahntunnels, welche laut Zeitungsbericht ab 2029/30 vorgesehen ist. „Sollte die Bahnanbindung nur teilweise funktionsfähig sein, ist es jederzeit möglich, dass aus den geplanten 20 LKW-Fahrten pro Tag vom/zum LoK Würgassen 80 LKW-Fahrten werden“ ist der Ausarbeitung von RegioConsult zu entnehmen. „Die Vorgabe aus der Transportstudie Konrad, vorrangig außerörtliche Verkehrswege wie Bundesautobahnen und Fernstraßen zu nutzen, wurde beim Standort Würgassen offensichtlich nicht berücksichtigt“.

 

Um die Unfallgefahren und die Strahlenbelastungen gegenüber der Bevölkerung zu reduzieren, werden die absoluten Halteverbote in den Ortsdurchfahrten unvermeidlich werden. Besonders hart werden diese Einschränkungen die Ortschaften Dalhausen und Lauenförde (entsprechend Transportstrecke NUSEC) treffen, da der Gutachter nur die Straßenanbindung Warburg zum LoK als „bedingt tauglich“ eingestuft hatte. Alle weiteren vier Zufahrtsoptionen wurden durch RegioConsult nicht empfohlen.

 

Interessierte können sich einen detaillierten Einblick in die komplette Stellungnahme auf der Homepage der Bürgerinitiative Atomfreies 3-Ländereck e.V. unter https://www.atomfreies-dle.de/pressemitteilungen/pk-2023-02-07 verschaffen. Das Gutachten wurde im Vorfeld der Veröffentlichung durch die Vorstandsmitglieder der BI, Thorsten Schäfer und Martin Ahlborn, an den Staatssekretär Matthias Heidemeier aus dem zuständigen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW übergeben. Der zuständige Minister Laumann hatte bereits bei seinem Besuch des Dreiländerecks im Oktober 2022 die logistischen Voraussetzungen in Würgassen skeptisch angesprochen.

 

„Uns war es wichtig, dass sich das verantwortliche Ministerium in Düsseldorf frühzeitig auf den zu erwartenden Fragenkatalog vorbereiten kann. Die regionalen Bürgermeister und Kommunen erwarten diverse Anfragen aus der Bevölkerung, welche dann zielgerichtet mit der Landesregierung erörtert werden sollen“ führten die beiden Vorstandsmitglieder aus.